2.10.2018 Stellungnahme der Jesuiten zum informellen EU-Gipfel in Salzburg
Kirchen und Religionsgemeinschaften fordern mehr Schutz für Flüchtlinge
«Derzeit gibt es mehr Geld, das Afrika in illegalen Finanzströmen durch aggressive Steuerhinterziehung und Geldwäsche verlässt, als mit kombinierter Entwicklungshilfe und ausländischen Direktinvestitionen nach Afrika gelangt…»
Im Vorfeld des bevorstehenden Treffens der EU-Staatschefs in Salzburg äussern die Jesuiten in Afrika und Europa ihre Besorgnis auf der Grundlage von Originalstudien. Johannes Siebner SJ (Provinzial der deutschen Jesuitenprovinz), Agbonkhianmeghe Orobator SJ (Präsident der Jesuitenkonferenz von Afrika und Madagaskar – JCAM), Bernhard Bürgler SJ (Provinzial der österreichischen Jesuitenprovinz) gehörten zu vielen der Unterzeichner eines gemeinsamen Schreibens mit dem Titel «Migrantenströme, Geldströme», einer Petition für Gerechtigkeit.
Sie protestieren gegen jedes Narrativ, das Migranten als Bedrohung für die Stabilität und den Wohlstand Europas, und die Migration aus Afrika als Straftatbestand («illegale Migration») darstellt.
Anstatt die Symptome zu verschärfen, müssen die zugrunde liegenden Ursachen für diese Migrationsbewegungen angegangen werden, z.B. illegale Finanzströme, die die Entwicklung afrikanischer Länder behindern.
«Derzeit gibt es mehr Geld, das Afrika in illegalen Finanzströmen durch aggressive Steuerhinterziehung und Geldwäsche verlässt, als mit kombinierter Entwicklungshilfe und ausländischen Direktinvestitionen nach Afrika gelangt. Wenn Europa die afrikanischen Regierungen bei der Eindämmung dieser Abflüsse unterstützen würde, könnten sich die afrikanischen Staaten viel mehr Mittel für Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Gesundheit sichern. Auf lange Sicht würde dies die Afrikaner in Afrika halten und letztlich die illegale Migration eindämmen», sagt Pater Agbonkhianmeghe E. Orobator SJ, Präsident der Jesuitenkonferenz von Afrika und Madagaskar (JCAM).
Im Kampf gegen die illegale Migration brauchen Europa und Afrika eine stärkere Zusammenarbeit auf verschiedenen politischen Ebenen. Die Jesuitenprovinzen Deutschlands und Österreichs, Johannes Siebner und Bernhard Bürgler, fügen hinzu: «Wir sehen einen grossen gegenseitigen Nutzen bei der Entwicklung und Vertiefung von Beziehungen, z.B. solche, die auf einem faireren Handelssystem und Technologieaustausch beruhen, gegenüber der einseitigen Gewinnung natürlicher Ressourcen oder sogar dem Ausgleich zwischen dem demographischen Rückgang in Europa und dem demographischen Wachstum in Afrika. Europa und Afrika sind nämlich als Unterzeichner der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), des Pariser Klimaabkommens, des bevorstehenden Global Compact on Migration und mehrerer anderer Abkommen miteinander verbunden. All dies muss in pragmatische und verbindliche politische und rechtliche Instrumente zum gegenseitigen Nutzen umgesetzt werden. Wir, Jesuiten, sind bereit, beim Bau von Brücken zu helfen, damit dies geschehen kann. Dies sind Themen, die auf dem bevorstehenden informellen EU-Gipfel in Salzburg diskutiert werden sollten; nicht die Grenzbefestigung, die Aufgabe der Mission »Sophia», die Schliessung von Häfen, Deportationen oder die Einrichtung regionaler Aufnahmezentren in Nordafrika».
Bislang wurde von der österreichischen Regierung keine Antwort gegeben. Am 18. September, gingen die Jesuiten im Vorfeld des informellen EU-Gipfels in Salzburg auf ihre Initiative hin mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit.
Original in Englisch, siehe: Jesuits in Europe